Neues Superbenzin "E10"

Die Schrauber Kategorie
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duesentrieb
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Neues Superbenzin "E10"

Beitrag von duesentrieb »

Servus beinand! *wink*

In letzter Zeit werde ich des öfteren gefragt, ob sich das neue Superbenzin E10 mit dem Trabantmotor verträgt und umgekehrt. ;-)

Hierzu kann ich getrost 'JA' sagen. Die 10% Alkohol machen dem Motor nix aus.
(Bisher waren bis zu 5% Bio-Ethanol im Sprit.)

Es kann sein, dass die originalen DDR-Benzinschläuche angegriffen werden. Nachdem aber diese eine mittlere Grenznutzungsdauer von 5 Jahren haben, ist es eher unwahrscheinlich diese heute noch vorzufinden.

Was ich nicht abschätzen kann, ob E10 die Lebensdauer der Korkdichtung (Vierlochdichtung) im Benzinhahn beeinträchtigen kann.
Kork hat ja eigentlich kein Problem mit Alkohol (Hier kann man auf viele Jahrhunderte positiver Erfahrungen zurückblicken ;))
Die Dichtung ist aber nicht aus dem Vollen gearbeitet. Korschrot (= Abfall bei der Korkverarbeitung) wird mit Bindemitteln zu Platten gepresst. Aus diesen Platten werden die Dichtungen ausgestanzt.
Hier kann es mit einer geringen Wahrscheinlichkeit sein, dass das Bindemittel sich von dem E10 angegriffen fühlt und die Dichtung dadurch früher versagt.

Einen Nachteil hat die "Brühe":
Blanke, kraftstoffberührende Metallteile neigen stärker zu Korrosion/Rost.

Folgendes sollte beachtet werden, wenn das Schätzlein länger nicht mehr gefahren werden sollte. ( > 6 Monate)
- Motor vorher gut und lange warm fahren und nach bekannter Weise konservieren
- Tank, Benzinhahn, Schläuche, Vergaser vollständig entleeren
- Benzinhahn schließen
- Tank nach Möglichkeit mittels fusselfreien Tuch vollständig trocknen (es kann etwas 2-Takt Öl eingefüllt werden)
- Sauerstoff aus dem Tank entfernen
- Belüftungsöffnung am Tankdeckel mit Klebeband verschließen


Häää ?!? :shock:

Frage: Wie soll ich denn Sauerstoff entfernen ???

Antwort: Mit einem Sauerstofffreien, gasförmigen Medium.

Gut geignet ist CO2. Z. B. kann eine fast leere Sodamax-Kartusche dafür herhalten. Kartusche übern Tankverschluß halten, Pin in der Mitte mit spitzem Gegenstand reindrücken und das Gas in den Tank strömen lassen. Dann schnell den vorher zugeklebten Tankdeckel drauf und gut ist es.
Auch andere Gase wie z. B. Stickstoff, Helium, (Edelgase) sind gut geeignet um zu verhindern, dass der Tank innen rostet.
Was auch geht, aber nur mit großer Vorsicht verwendet werden kann, ist Propan, Butan (z. B. Camping- /Feuerzeuggas), wie auch Kältemittel aus Klimaanlagen.


Viele Grüße aus ED
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Meiky66
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E 10

Beitrag von Meiky66 »

Hallo Peter
Danke für diese Info. Ich dachte schon wir müssen auf das teure super plus ausweichen. :P
Gruß Meik
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Nordlicht
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Beitrag von Nordlicht »

Hallo duesentrieb,

um der Korrosion ein schnippchen zu schlagen, könnte man doch alternativ den Tank mit einer Tankversiegelung Fertan Tapox behandeln und man hätte eine Sorge weniger.

http://www.korrosionsschutz-depot.de/de ... tanks.html

Oder doch die gute alte Tankinnenraumtapete :?: :lol:

Ich weiß nicht wie Du den Tank INNEN mit einem fusselfreien Tuch trocken wischt. Ich bekomme gerade mal drei Finger durch die Tanköffnung. :?
Wer gut schmiert, der gut fährt!
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duesentrieb
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Beitrag von duesentrieb »

Hallo Nordlicht! *wink*

Tankinnenraumtapete - ein hübsches Wort! :D
(Aber wie tapezierst Du den Tank innen wenn Du nur drei Finger ...?)

Das Geld für Fertan und andere Tankversiegelungen ist mit Sicherheit (korrekt angewendet) gut angelegt.
Aber auch trotz Tankversiegelung sollte vor längeren Betriebspausen aller Kraftstoff entfernt werden.

Wegen der drei-Finger-Tank-trockenwisch-Prozedur nochmals: Also, entweder drückst Du einer vierjährigen Vietnamesin (auch Marrokanerinen können kleine Hände haben ;-)) zum Tankauswischen ein ausgemustertes Geschirrtuch ins kleine Händchen, oder Du nimmst z. B. ein längeres Stöckchen mit eben genanntem Textil. :D


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Felix
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Beitrag von Felix »

Hallöchen,

habe auch schon 2 Tanks vom Trabant versiegelt. Zum Trocknen eignen sich tatsächlich 1 bis 2 Stäbe (je nachdem wie doof man sich anstellt :D ) mit denen man ein Tuch fixiert und dann innen alles austupft. Das hat bei mir ganz gut geklappt. Ich habe den Tank allerdings zum Ende mit dem sehr flüchtigen Lösungsmittel Azeton ausgespühlt. Das hat viel Arbeit beim Trocknen erspart. Musste dann nur die Ecken etwas austupfen.

Zum Rost entfernen hat sich übrigens ein Paket von den sehr scharfkantigen SPAX Schrauben bewährt. Die kann man danach sogar noch verwenden. :)

Gruß, Felix
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marc
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Beitrag von marc »

Also ich habe jetzt den Tank mit der speziellen Tankinnenraumtapete tapiziert.

Habe dann auch gleich Kolbenrückholfedern installiert, damit das böse E10 nicht meine Kolben wegfrisst.
:D
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Hocki
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Beitrag von Hocki »

Moin Moin,
ich hab gelesen das bei der Verbrennung von E10 mehr Wasser? übrigbleibt als bei E5.

Wenn das stimmt (oder so ähnlich is), inwiefern kann das gefährlich werden?

*off-topic an* ich hab mir jetz ne Vergaserinnenbeleuchtung (damit E10 sieht wo es lang muss) und Zündkerzen mit verchromten Zündfunken (sieht einfach besser aus) geleistet :lol: *off-topic aus*

mfg aus Neidersachsen

der René
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Felix
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Beitrag von Felix »

Na im E10 ist eben 10% Alkohol und Alkohol bindet Wasser - daher kommt wohl auch der Kater am Morgen ;) ... Jedenfalls hat man deswegen ja früher auch gern mal nen Schluck Spiritus mit in den Tank gegeben - um das Wasser zu binden, damit der Tank nicht rostet. Heute ist das wohl eher unnötig. Beim Verbrennen wird das Wasser dann wieder freigegeben in Form von Wasserdampf. Die Auspuffanlage dürfte schneller rosten. Aber ob das wirklich messbar ist?

Unter Vorbehalt: Ich möchte meinen im Pappenforum gelesen zu haben, dass der Entwickler der MEZA ne ganze Weile mit E100 experimentiert hat und der Effekt wohl war, dass seine Auspuffanlagen recht schnell weggegammelt sind. Aber ich habs nicht so genau gelesen, daher keine Gewähr.

Gruß, Felix
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Felix
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Beitrag von Felix »

Ich habe nochmal gesucht, wo ich dass denn nun genau gelesen habe - und ich bin fündig geworden:

http://pf31.pappenforum.de/board117-tec ... post281465

Der Link sollte gleich auf den entscheidenden Eintrag von Postkugel zeigen. Wieviel Vertrauen man diesen Aussagen entgegen bringen will, mag jeder selbst entscheiden. Dem Motor scheint der Biosprit aber scheinbar nicht pauschal zu schaden - dem Auspuff schon eher. Allerdings scheint man ab nem bestimmten Ethanolanteil den Vergaser neu abstimmen zu müssen.

Gruß, Felix
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duesentrieb
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Beitrag von duesentrieb »

Also, das mehr an Wasserdampf, was bei der Verbrennung von 5% mehr Ethanol freigesetzt wird, ist sowas von minimal.
Es wird erst zu Kondenswasser, wenn es durch die noch nicht betriebswarme Abgasanlage strömt.
Extreme Kurtstreckenpiloten müssen damit rechnen, dass Kondenswasser Schaden anrichtet - egal ob herkömmliches Benzin oder E10.

Wegen Postkugels "Allesfresser" und seiner Einspritzanlage:
Soweit mir bekannt hat der einen Katalysator eingebaut. Hier gibt es den korrosionshemmenden 2-Takt Öl-Schutz sowieso nicht. Unverbrannte Kohlenwasserstoffe (Benzin wie Öl) werden oxydiert (verbrannt).
Früher hatte ich in diversen 601ern Katalysatoren montiert und die Haltbarkeit der Endtöpfe hat etwas gelitten - und da gabs noch nicht mal E5.

Zu Postkugels Befürchtung, dass unter E10-Verwendung des Sparvergasers, H 1-1 der Motor zu mager laufen könnte, möchte ich anmerken, dass dies nur unter der Bedingung gefährlich werden kann, wenn der Motor generell zu mager läuft - z. B. durch Falschluft oder anderen Schwächen. Ein korrekt funktionierender H1-1 Vergaser in Verbindung mit richtiger Zündungseinstellung, richtigen Kerzen, ohne Falschluft und ohne andere Motormängel wird keinen merklichen Unterschied zwischen E5 und E10 bemerken.

Unser Michi fährt schon seit Einführung von E-10 damit und merkt keine spürbaren Defizite.
Selbst werde ich in den nächsten Tagen meinen Hycomat wieder aktivieren. Ich kenne mein Wägelchen und werde umgehend berichten.

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Felix
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Beitrag von Felix »

Meine Hauptbefürchtung anfangs war, dass die bei der Verbrennung von E10 freiwerdenden Stoffe das Aluminium des Motors angreifen könnten. Das ist ja wohl neben den Problemen mit Benzinleitungen und Dichtungen auch das Hauptproblem an diesem Kraftstoff, wenn ich die ganze Debatte richtig verstanden habe. Der Trabantmotor scheint da aber nicht in Gefahr zu sein, da Postkugel von derartigen Schäden garnichts berichtet. Interessant wäre noch zu wissen, ob er diesen Motor mal geöffnet hat und auch dabei keine Schäden diagnostizierbar waren. Aber gut, im Prinzip bin ich jetzt schon beruhigt. :)

Gruß, Felix
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duesentrieb
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Beitrag von duesentrieb »

Zu den bei der Verbrennung von E10-Sprit frei werdenden Stoffen:
Also, Ethanol (Summenformel C2H6O) ist ein Kohlenwasserstoffmolekül mit einem Sauerstoffatom. Es wird bei der (vollständigen) Verbrennung zu CO2 und H2O - genauso sieht es bei Benzin aus.

Wenn meine Quellen stimmen, dann entstehen bei der Verbrennung von 1 Liter Benzin (ohne E) 0,964 Liter Wasser.
Wird ein Liter E10 thermisch verwertet sind es 0,967 Liter Wasser.

Tja, wer nun behauptet, dass die 0,003 Liter Mehrwasser den Auspuff auffressen ... :shock:

Was ich noch anmerken möchte:
Die Leute unter uns, die das benzinbetriebene Töff-Töff nur selten bewegen, also weniger als 4 Tankfüllungen im Jahr verbrauchen, rate ich zur Verwendung von E-freien Premium Kraftstoffen.
Grund: Ethanol ist hygroskopisch, es zieht Wasser aus der umgebenden Luftfeuchtigkeit an. Grundsätzlich ist diese Eigenschaft nicht verkehrt, aber bei einer allzulangen Verweilzeit steigt die Korrosionsneigung.

Für jemanden der das Kunststück schafft, im Jahr weniger als eine Tankfüllung zu verbrauchen, für den ist Alkylatbenzin (Aspen, Stihl-Motomix) die beste Wahl.
Jener Sprit kostet zwar gut das Zweifache, aber dann kann gefahrlos das Gefährt über einen wesentlich längeren Zeitraum (viele Jahre) mit Sprit im Tank stehen. Weiterer Nebeneffekt: Es verbrennt sauberer und schadstoffärmer.


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Felix
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Beitrag von Felix »

Ha! Wieder sehr viel gelernt. Ich muss zugeben, ich wusste nichtmal, dass Benzin zu einem erheblichen Anteil zu Wasser verbrennt. In Chemie war ich immer schlecht. Vielen Dank Düsentrieb!

Wie ist denn das mit den E-freien Premium Kraftstoffen? Ich hatte neulich schon kurz geschaut, aber nicht gefunden ob zum Beispiel normales Super Plus auch einen Ethanolanteil haben kann. Soweit ich das bisher verstanden habe, muss in Deutschland ja eine Beimischung von bis zu 5% Ethanol nicht gekennzeichnet werden. Stimmt das? Welcher Kraftstoff kann denn getankt werden, wenn man ganz sicher kein Ethanol im Benzin haben will?

Gruß, Felix
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Hocki
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Beitrag von Hocki »

Moin moin,
ich schliesse mich Felix an und sage recht herzlichen Dank an Düsentrieb, für die sachliche und kompetente Aufklärung über E10.

Mfg aus Niedersachsen

der René
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Beitrag von duesentrieb »

Also Motorenbenzin ganz ohne Alloohool gibt es nicht, auch vor der Ethanoldiskussion. Da hab ich mich zugegebenermaßen schlecht ausgedrückt mit der Aussage 'E-frei'. *ascheaufshauptstreu*
Eine kleine Auswahl an 'Hochprozentigen':
MTBE (Methyl-tert.-Butylether), Methanol, Ethanol, TBA (Tert.-Butylalkohol), Propan-2-ol, Isobutanole, ETBE, etc.

Diese Inhaltsstoffe sind schon seit Jahrzehnten ein MUSS um die gewünschten Eigenschaften hinsichtlich Klopffestigkeit, Dampfdruck, etc. einzustellen. Die Anteile diverser Zusätze varriiert in Abhängigkeit der Zusammensetzung des 'Rohbenzines' und ob daraus Sommer-, Winter- oder Übergangsware werden soll.

Ethanol und seine Abwandlungen sind nun per Gesetz (hauptsächlich) Bio-Ethanol. Früher wurde technisches Ethanol aus Erdöl gewonnen. Letztlich ist es wurscht ob C2H6O aus fossilen oder nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird.
Der Anteil ist in den Premiumkraftstoffen unterhalb einer langzeitschädlichen Schwelle.

Aber das Thema soll nun nicht in eine Doktorarbeit in Kraftstoffkunde ausarten. :D Wer dennoch hierzu mehr wissen möchte, dem empfehle ich folgendes:
http://www.motorlexikon.de/?I=3296
http://de.wikipedia.org/wiki/Motorenbenzin


Viele Etha.. äh... Viele Grüße aus ED halt :D
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