Russlandfeldzug 2012

Hier die aktuellen Themen, die nicht die Themen Technik oder Treffen berühren
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Freeliner
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Re: Russlandfeldzug 2012

Beitrag von Freeliner »

Russlandfeldzug 2012 Fortsetzung VI

Am neunten Tag erreichen wir nach fünfzehnstündiger Nachtfahrt auf dem Fluß
Swir gegen 11:00 Uhr den Ort Mandrogi. Die Swir verbindet mit 418 KM den
Onegasee mit dem Ladogasee. Kaum hatte unser Schiff Anker geworfen, hieß es
Landgang und Ausschwärmen zur Erkundung des riesigen Geländes.

Bild

Mandrogi ist genau wie Kishi ein Fischerdorf, und entwickelte sich besonders unter Zar
Peter dem Großen. Als nach dem Weltkrieg II das Dorf durch einen Brand zerstört wurde,
und viele Männer gefallen waren, verließen die Frauen den Ort. Die Natur eroberte sich das
Gelände zurück und überwucherte die Grundreste. Nur einem reichen Russen ist es zu ver-
danken, dass der Ort wieder zur Sehenswürdigkeit gelangte. Er kaufte das Gebiet in den
neunziger Jahren und errichtete ein Museumsdorf. Zu sehen sind Holzhäuser im russischen
Stil. Zu Besichtigen ist auch ein Wodkamuseum, welches über ein großes Sortiment herge-
stellter Wodkamarken verfügt. Die zur Zeit gängigen Sorten kann man käuflich erwerben.
Als mir beim Rundgang einige Gäste mit schwankenden Matrosenschritt entgegenkamen,
wußte ich, dass sie beim Wodkatest etwas zu tief bzw. zu oft ins Glas geschaut hatten. Laut
Geländeskizze war es möglich, die ziemlich abgelegene Sommerresidenz von Präsident Putin
ausfindig zu machen. Das feudale Gebäude sieht nicht gerade nach einem Armenhaus aus.
"Wer ko, der ko".

Zum Abschluß der Museumdorf Besichtigung, war um 12:30 Uhr noch eine Schaschlikparty
im Grünen vorgesehen. Sie fand aber in einem großen überdachten Restaurant statt. Es war
alles bestens arrangiert, wir wurden bereits an den festlich gedeckten Tischen erwartet. Nur
von dem Schaschlik konnte keine Rede sein, für mich war es Filetgulasch a"la Stroganoff",
was aber nicht schlecht schmeckte. Zu trinken gab es alkoholfreie Getränke, sowie das in
Russland berühmte Kwas (Bier). Das dunkle etwas süßlichsaure Gesöff war nicht gerade
mein Gusto "Nun jedem das Seine". Während der Mahlzeit spielte und tanzte auf der
Bühne eine schöne russische Folklore Tanzgruppe.

Da unser Schiff um 14:30 Uhr auf Fahrt nach St. Petersburg ging, verließen wir nach dem
Essen das Restaurant und kehrten auf die schwimmende Insel zurück. Nach einer kurzen
Rast in der Kabine, wurden wir dezent über Lautsprecher in den Veranstaltungsraum zum
Singkurs gebeten. Mit dem russichen Liedertext in der Hand übten und sangen wir das Lied
"Kalinka", sowie "Padmasskownye wetschera" (Moskauer Abende) und auch das schöne Lied
"Wetschernij swon" (Abendglocken) Bei letzterem beneideten die Frauen uns Männer,
indem wir nur mit tiefer Stimme den sehr schwierigen russischen Text POM,POM,POM
begleiten brauchten. Während der Nachmittag und Abend harmonisch verlief, näherte sich
in der Nacht unser Minikreuzer dem etwas unruhigen Ladogasee.
Aus einem Aufsatz eines Kindes in der Schule:
Sie ritten die ganze Nacht hindurch und als der Morgen graute, merkten sie, sie hatten ihre Pferde vergessen.
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trabidriver
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Re: Russlandfeldzug 2012

Beitrag von trabidriver »

Hallo liebe Leser unseres Russlandfeldzuges 2012,
es folgen in den nächsten Wochen noch 4 Fortsetzungen.
Zu meinem Erstaunen kann man auch im Internet meinen
Reisebericht lesen. Bei anklicken Russlandfeldzug 2012,
erscheint er auf Seite 1 Stelle 5.

MfG Trabidriver
Was uns Trabifahrer nicht umbringt - macht uns härter!
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Freeliner
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Re: Russlandfeldzug 2012

Beitrag von Freeliner »

Russlandfeldzug 2012 Fortsetzung VII

Es war der zehnte Tag als wir um 8:00 Uhr in St. Petersburg ankommen. Nach-
dem wir schon gefrühstückt hatten, startete bereits eine halbe Stunde später eine
Busfahrt in die Innenstadt. In St. Petersburg sowie auch schon in Moskau gerieten
wir in einen sehr großen Stau, für die Strecke von ca. 40km wurden 90 Minuten
benötigt. Bei der "Stop and Go" Fahrt, konnte man in Ruhe die Umgebung links und
rechts der Hauptstrasse gründlich in Augenschein nehmen. Die Vorstadtgegend von
St. Petersburg bietet ein groteskes Bildnis.

Zwischen maroden Altbauten, stehen riesige, moderne Hochhäuser. Kurios sind
sowohl am Stadtrand wie in Moskau die großen Plätze mit verrosteten Blechgaragen.
Die Anzahl der Garagen konnte man auf die Schnelle nur schätzen, es müßten
bestimmt an die Zweihundert gewesen sein. Es wurde uns erklärt, dass einige
Autobesitzer oft eine Stunde mit der U-Bahn fahren, und anschließend noch eine
halbe Stunde zu Fuß gehen müßen, um ihr Fahrzeug zu erreichen. In Anbetracht
der Weite Russlands und ihrer Mentalität stellt es für sie kein besonderes Problem dar.

Bild

Endlich in der Innenstadt angekommen, erklärte uns im Bus der Stadtführer über
Mikrofon, dass in vornehmen Strassenzügen der qm 5.000 Dollar kostet. Nachdem
man uns bei der langen Rundfahrt die schönsten Sehenswürdigkeiten gezeigt hatte,
wurde eine kleine Pause eingegelegt. Auf einer Bank in einem herrlichen Park
verzehrten wir unsere mitgebrachten Lunchbrote. Dabei fiel mir auf, wie sauber
die Anlage war, weder weggeworfene Zigarettenkippen noch Pappbecher,
Papiertücher usw. waren zu sehen, was aber auch auf die Städte zutrifft. Ferner
waren auch keine freilaufende und streunende Hunde zu sehen.

Nach der Pause ging es weiter zur Besichtigung der berühmten Eremitage. Entweder
bin ich ein Kulturbanause oder habe ich eine Bildungslücke. So schön die Gemälde-
galerie auch ist, ich kann damit nicht viel anfangen. Ich kenne zwar viele Künstler und
Maler namentlich, kann ihnen aber nicht ihre Kunstwerke zuordnen. Vielleicht mache
ich mal einen kurzen Durchblickerlehrgang.

Ich war froh, als ich mich nach zwei Stunden Rundgang von der Erschöpfung im Bus
erholen konnte. Nicht nur die Füße von dem Trippelschritten taten mir weh, auch das
Gedränge und Gequatsche der Leute zerrte an meinen Nerven. Mit 72 Jahren bin ich
eben ein Methusalem. Ich beschloß, den Abend nicht zu lange auszudehnen, und
mein Haupt etwas früher als sonst zur Ruhe legen.
Aus einem Aufsatz eines Kindes in der Schule:
Sie ritten die ganze Nacht hindurch und als der Morgen graute, merkten sie, sie hatten ihre Pferde vergessen.
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Freeliner
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Re: Russlandfeldzug 2012

Beitrag von Freeliner »

Russlandfeldzug 2012 Fortsetzung VIII

Mit dezentem Weckruf und russischer Folkloremusik beginnt der elfte Tag unseres Russland-
feldzuges. Über Zimmerlautsprecher erklärt uns die Reisemanagerin das große Programm des
Tages. Für Vormittags ist die Fahrt nach Puschkin zum Katharinenpalast mit Bernstein-
zimmer, und für Nachmittags die Besichtigung des Peterhofes vorgesehen.

Die Abfahrt zum Katharinenpalast startet bereits 7:45 Uhr. Vor dem Schiff stehen schon die
Busse für unsere 5 Gruppen bereit. Da der Ort Puschkin außerhalb St. Petersburg liegt, ge-
rieten wir in keinen Stau. Das hatte wiederum den Nachteil, dass wir zu früh dran waren, und
bis zur Öffnung des Palastes warten mußten. Bei ungemütlichem Wetter, leichtem Regen und
niedriger Morgentemperatur, standen wir eine halbe Stunde vor verschlossenem Schloßtor.
Während sich unsere Gruppen freudig und erwartungsvoll unterhielten, hüpfte ich ständig frö-
stelnd von einem Bein zum anderen. Ich hatte das rauhe russische Morgenklima unterschätzt
und leichtsinnigerweise meine Jacke im Bus liegen lassen. Die Wartezeit wurde von Musikern
in altrussischen Uniformen überbrückt. Dennoch waren alle froh, als um 9:30 Uhr der Einlass
geöffnet wurde.

Bild

Kaum hatte man den Katharinenpalast betreten, mußten alle leichte Stoffschuhe überziehen.
Da ein Gehen unmöglich war, schlürften wir damit langsam und leise auf den versiegelten
Parkettböden dahin. Die vielen Besucher bewegten sich wie in einer großen Prozession
in den Räumen. In jedem Raum kann man den Luxus und die Verschwendungssucht von
Zarin "Katharina der Großen" feststellen. Sämtliche Räume und Gemächer sind prunkvoll
eingerichtet. Während die Hofgesellschaft im Überfluß schwelgte und den Orgien frönte,
verarmte das russische Volk immer mehr. In dem großen Audienzsaal müßen sich die
Bittsteller wie kleine Wichte vor der Zarin vorgekommen sein. Als wir zum herrlichen
Spiegelsaal kamen, erinnerte ich mich an das Versailler Schloß, und fand die Nachbildung
hervorragend.

Bild

Zum Abschluß der Besichtigungen sahen wir das wunderschöne Bernsteinzimmer.
Nachdem es leider im Krieg verlorenging, wurde es jahrelang mühevoll nachgestaltet,
was wunderbar gelungen ist. Während in allen Räumen ohne Blitzlicht fotografiert
werden durfte, herrschte hier striktes Verbot. Der Raum wird von verdeckten Kameras
überwacht, sobald fotografiert wird, wird Alarm ausgelöst. Für den Sünder kann das
unangenehm werden. Beeindruckt von der Schönheit des Palastes verließen wir nach
2 Stunden die Sehenswürdigkeiten.

Mit dem Bus fahren wir weiter zur Palastanlage Peterhof. Der Peterhof wurde 1723 erbaut
und diente dem Zar "Peter der Große" als Sommerresidenz. Die Palastanlage ist in ihrer
Schönheit unübertroffen. Sie gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Nachdem in den Kriegs-
jahren 1941-44 in St. Petersburg die Frontlinie verlief, wurde das Prunkstück schwer beschä-
digt. Leider brachte der Rundgang der Besichtigungen für mich ein Ärgernis. Als ich mich kurz
auf eine Fotoaufnahme einer seltenen Wasserfontäne konzentrierte, drängten sich zwei junge
fremde Männer unter unsere Gruppe, und Zappzarapp (russisch Entwendung) ging mir meine
meine teure Sonnenbrille ab. Sie wurde mir aus der Jackentasche gezogen. Auf der Rückfahrt
zum Schiff tröstete ich mich in Erwartung auf ein lukullisches Abendessen.

Bild
Aus einem Aufsatz eines Kindes in der Schule:
Sie ritten die ganze Nacht hindurch und als der Morgen graute, merkten sie, sie hatten ihre Pferde vergessen.
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Freeliner
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Re: Russlandfeldzug 2012

Beitrag von Freeliner »

Russlandfeldzug 2012 Fortsetzung IX

Auch der zwölfte Tag begann wie der Vortag, wecken und Bekanntgabe des Tagesablaufes.
Nach dem Frühstück fuhren wir nochmals mit dem Bus in die Innenstadt von St. Petersburg
um zu Fuß einige Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Im Zentrum angekommen erwartete uns
ein Ortskundiger Fremdenführer. Bevor er mit der Führung begann, erzählte er uns einiges
über St. Petersburg. Wie Venedig ist St. Petersburg eine Wasserstadt, welche daher auch
Venedig des Nordens genannt wird. Die Stadt wurde im Jahre 1703 auf dem Fluss Newa kurz
vor der Einmündung in den Finnischen Meerbusen gegründet. Zunächst entstand der Ort
nach den Plänen von Zar "Peter der Große" aus Holzbauten. Da das eroberte Gebiet vor den
Schweden geschützt werden sollte, baute man eine Festung mit Schutzwällen aus Backstein.
Während der Stalinistischen Zeit wurde St. Petersburg, Leningrad genannt.

Nach dem kleinen interessanten Vortrag in die Geschichte von St. Petersburg, begann die
fakultative Führung. Als erstes kamen wir zur Smolny-Kathedrale. Die im 18 Jahrhundert er-
baute Kathedrale zählt in Russland zur schönsten Barockkirche. Sie wurde von den Bolsche-
wiken 1922 zweckentfremdet und diente lange Zeit als Lagerhaus bzw. Unterstellraum für die
Bühnenrequisiten.

Die nächste Sehenswürdigkeit war die Isaak-Kathedrale. Mit ihrer riesigen Goldkuppel ist sie
eine der größten sakralen Kirchen der Welt. Obwohl die Kuppel im Krieg mit einer grünen
Tarnfarbe gestrichen war, wurde sie ausgemacht, und von der deutschen Artillerie schwer
beschädigt. In der Kirche wurden bis zur Schließung durch die Sowjets 1928 Gottesdienste
abgehalten. Als es 1931 zu einem Museum umgestaltet wurde, wurde darin ein 91m langes
Foucaultisches Pendel installiert. Mit dem Pendel sollte die Kinetische Energie aus Gewichts-
und Fliehkraft nachgewiesen werden. Es war aber ein Trugschluß, da nicht das Pendel, son-
dern die Erdrotation maßgebend ist.

Auf der Besichtigungstour durfte natürlich die Auferstehungskirche nicht fehlen. Sie wird auch
Erlöser bzw. Blutskirche genannt. Zar Alexander III ließ sie 1883 zu Ehren seines geliebten
Vaters Zar Alexander II erbauen. Die Kirche wurde auf dem Platz gebaut, wo der Herrscher
einem Anschlag zum Opfer fiel und verblutete. Ein Revolutionär 1881 hatte eine Bombe in die
Kutsche des Volksnahen Zaren geworfen. Die Auferstehungskirche ähnelt sehr der Basilius-
Kathedrale in Moskau.


Bild


Bis zur weiteren Führung zum Jussupov Palast, und anschließender Kanalfahrt standen uns
6 Stunden persönliche Freizeitgestaltung zur Verfügung. Wir nutzten die Zeit für einen Imbiß
in einem kleinen Lokal. Während Andrea und ich durch die Stadt bummelten, schaute sich der
Markus den im Hafen liegenden Panzerkreuzer Aurora an. Von ihm wurde 1917 mit einem ab-
gegebenen Kanonenschuß die Oktoberrevolution ausgelöst. Er war das Startzeichen für den
Umsturz des Zarenreiches.

Um 16.00 Uhr ging die Führung zum Jussupow Palast weiter. Mit seiner Fassade im klassizi-
stischen Stil, gehört der Palast zu den schönsten in der St. Petersburger Innenstadt. Neben
den überaus prunkvoll ausgestatteten Räumen, beherbergt der Palast wertvolle Kunstschätze.
Für die adelige Gesellschaft stand sogar ein prachtvolles Theater (200 Sitze) zur Verfügung.
Dagegen nahm sich die Innenaustattung des Katharinenpalastes ziemlich spartanisch aus.
Beim Fotografieren des herrlichen Himmelbettes, löste ich durch ein kleines Mißgeschick zum
Schrecken aller Besucher einen Alarm aus. Ich war nur kurz an das Sicherungsseil gestoßen.
Zum Glück wurde der Alarm nicht zu ernst genommen, nur ein Sicherheitsbeamter hob war-
nend seinen Finger.

Die Familie Jussupow gelangte durch Anstellung und Dienerschaft am Zarenhof im 16. Jahr-
hundert zu Adel und Reichtum. Auch an historischen Geschehnissen war die Familie nicht un-
beteiligt. Der Einfluß und Ratschlag wurde sehr wohlwollend am Zarenhof angenommen.

Zu traurigen Ruhm gelangte der Fürstenpalast, als Fürst Felix Jussupow 1916 den Mönch
und Wunderheiler Rasputin in den Palast lockte und im Keller ermorden ließ. Die gruselige
Szene ist im Keller mit Wachsfiguren dargestellt. Die Zarengattin eine Gönnerin Rasputins
wollte den Fürsten hinrichten lassen, doch Zar Peter II schickte ihn auf Jussupows Landsitz
in Verbannung. Nach Abdankung des Zaren kehrte die Familie Jussupow nach St. Petersburg
zurück. Sie mußte aber 1919 ins Exil gehen. Kurze Zeit verweilte sie auf der Krim. Nachdem
sie diese verlassen mußte, gelangte sie auf der Suche nach Asyl über Umwegen nach Paris.

Zum Abschluß der St. Petersburger Besichtigungen fand noch eine herrliche Kanalfahrt auf
der Newa statt. Auf einem kleinem Schiff (50 Personen) nahmen wir auf Oberdeck Platz, bei
Durchfahrten unter den vielen niedrigen Brücken, mußte man ständig den Kopf einziehen.
Nachdem die Fahrt spät am Abend stattfand, konnten wir die faszinierende Silhouette von
St. Petersburg bei Sonnenuntergang bewundern. Wehmütig und kleinem Kulturschock
kehrten wir mit dem Bus zum Schiff zurück.

Ein besonderes Erlebnis hatte ich noch um Mitternacht. Da ich noch eine Nachtaufnahme von
unserem beleuchteten Schiff machen wollte, ging ich um 23:30 Uhr an Land. Als ich nach der
Fotoaufnahme zum Schiff zurückkehren wollte, versperrte mir ein streunender Wolfshund den
Weg zum Schiffssteg. Meine sämtlichen Versuche ihn zu verscheuchen scheiterten, er rea-
gierte nur mit Zähne fletschen. Nachdem ich auch ihm meine Zähne zeigte, wich er etwas zu-
rück znd ging bedrohlich in Sprungstellung. Da kam mir die Idee, dass ich ja den Fotoapparat
habe. Ich hielt ihm diesen entgegen und löste einen Blitz aus. Ziemlich erschrocken, schlich
er sich laut knurrend von dannen, der Weg war frei. Auf den Schreck hin, genehmigte ich mir
in der Tanzbar noch ein Bier.

Bild
Aus einem Aufsatz eines Kindes in der Schule:
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Re: Russlandfeldzug 2012

Beitrag von Freeliner »

Russlandfeldzug 2012 Fortsetzung X

Der letzte und dreizehnte Tag begann sehr früh mit wecken um 5:00 Uhr. Nachdem Andrea,
Markus und ich zu der Erkenntnis gelangt waren, dass Russland mit drei BTC MItgliedern
nicht zu erobern sei, beschlossen wir, uns in unsere Heimat Deutschland abzusetzen. Nach
der Morgentoilette, ging es das letztemal zum Frühstück. Inzwischen hatte der Kabinenservice
schon das Reisegepäck zu dem Transferbus gebracht. Um 6:30 Uhr verließen wir das Schiff
und nahmen im Bus die Sitzplätze ein. Als sich der Bus zum Flugplatz in Bewegung setzte,
schauten alle wehmütig zu dem Schwimmenden Hotel zurück.

Da es Sonntag war und kein Berufsverkehr stattfand erreichten wir bereits drei Stunden vor
Abflug den St. Peterburger Flughafen. War ich in den 13 Tagen der Reise von der russischen
Organisation überrascht und begeistert, erlebte ich im Flughafengebäude katastrophale Zu-
stände. Für eine 5 Millionenstadt enttäuschend. Da der erste Warteraum sehr klein war, und
nicht genügend Sitzplätze vorhanden waren, bedrängten sich die Fluggäste mit ihrem Gepäck
gegenseitig. Auf eine Durchsage mußte lange gewartet werden, als sie endlich kam, konnte
sie niemand verstehen. Zunächst hörte man im Lautsprecher nur ein knacken, dann eine lau-
te brüllende Anweisung in Russisch, anschließend eine im miserablen Englisch. Kurz darauf
wurde auf den Anzeigentafeln die Linienflüge angezeigt. Es war eine Erleichterung, als die
Durchgänge in den größeren Warteraum geöffnet wurden. Als es zum Einchecken und zur
Kofferabgabe ging, herrschte heilloses Durcheinander. Keiner wußte so recht, wo man sich
an den vielen langen Warteschlangen zu seiner Fluglinie anstellen sollte. Nachdem das Pro-
blem gelöst war, konfrontierte man uns mit dem Nächsten. Anstatt uns darauf hinzuweisen,
dass man Gürtel und Schuhe vor dem Durchgang der Sicherheitsschleuse in einen Korb le-
gen sollte, wurden wir zweimal zurückgeschickt. In der Lunch warteten wir ziemlich verärgert
auf die Öffnung der Tür zum Flugplatz.

Nach öffnen des Ausganges, gingen wir ca.100m zu unserem bereitstehenden Airbus A 319,
der Russiya Airlines. Als ich zu einem mitfliegenden Fluggast sagte, dass das Flugzeug nicht
gerade einladend wirkt, kam die Antwort, dafür haben die Russen hervorragend ausgebildete
Piloten. Als wir das Flugzeug betraten, hatte ich das Gefühl, dass die Flugbegleiter, ein junger
Mann und Dame die zweite Garnison sein muß. Die Begrüßung fand in etwas mürrischem
Ton statt. Während der junge Mann gutaussehend war, war die Dame ein älteres Semester,
der die Schönheit bestimmt nicht wehtat. Nachdem ich feststellte, dass die letzten zwei Rei-
hen unbesetzt sind, setzte ich mich kurzerhand in die Letzte Reihe. Zum Glück hatten die
beiden Flugbegleiter nichts dagegen. Das Flugzeug hob pünklich nach russischer Zeit um
10:20 Uhr ab. Da ich am Fenster saß, beobachtete ich wie das Flugzeug an Höhe gewann
und in Gleitflug überging. Beim Blick auf die linke Tragfläche, bestärkte sich meine skeptische
Meinung, dass es sich bei der Maschine um ein älteres Kaliber handelt. Nachdem die Trag-
fläche auf 2m Breite Rauchschwaden aufwies, und nebenan 2m Fläche erneuert waren, lag
bei mir Gedanke nahe, dass das Flugzeug an einer vorhergehenden Kampfhandlung teilge-
nommen haben muß.

Interessant war die Beobachtung der Landeklappen bei der Vorbereitung zum Landeanflug.
Zuerst stellte sich die Vorderseite der Tragfläche ca. 30cm hoch, dann verlängerte sich die
Hinterseite der Tragefläche um ca. 30cm und kippte nach unten. Nach einer Flugzeit von
3 Stunden setzten wir pünktlich um 13:20 Uhr europäischer Zeit, etwas sehr holperig
auf der Münchner Rollbahn auf.

Damit endet der Bericht "Russlandfeldzug 2012 auf eine etwas andere Art".

Resümee: Russland ist eine Reise wert.
Vielen Dank den vielen, netten Lesern....
Aus einem Aufsatz eines Kindes in der Schule:
Sie ritten die ganze Nacht hindurch und als der Morgen graute, merkten sie, sie hatten ihre Pferde vergessen.
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trabidriver
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Re: Russlandfeldzug 2012

Beitrag von trabidriver »

Abschließend meiner Russland Reiseberichte,
möchte ich mich bei Hr. Windisch Andy (Freeliner)
auf das herzlichste für die hervorragende Eingabe
in das BTC Forum bedanken.

Ich bedauere sehr, dass er als BTC Webmaster
zurücktritt, und für diverse Veröffentlichungen
nicht mehr zur Verfügung steht.

Freundlichst
Hans Stockmeier
Was uns Trabifahrer nicht umbringt - macht uns härter!
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