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EBZA - Geberplatte neu lagern

Verfasst: 09.06.2015 10:44
von duesentrieb
Servus beinand! :)

Dem einen oder anderen ist es schon vielleicht passiert, dass der mechanische Teil der EBZA-Geberplatte für unliebsame Geräusche, oder gar für eine Panne verantwortlich war.
Die Lager im Inneren machen Geräusche und/oder bekommen Spiel und der Magnetring schleift nach und nach den Hallgeber kaputt oder Im Extremfall blockieren die Lager und der Mitnehmer auf der Kurbelwelle ist dann auch hinüber. :(
Da die Lager mitsamt der Fettfüllung nicht neuer werden, ist es nur eine Frage der Zeit bis es zum Ausfall kommt.
Mittlerweile werden die Teile rar und entsprechend teuer.
Aber so lange muss man nicht warten, denn die Lager lassen sich ersetzen. Folgend die Prozedur:

Werkzeuge:
Schraubstock, Gabelschlüssel SW10, Bleistift, Bohrmschine mit Bohrer 2,0 / 4,0 mm, 90° Senker, Durchtreiber 3 - 3,5 mm, kleiner Hammer, Schraubendreher (bei Schlitzschraube), Gabel-/Ringschlüssel SW 6 / 7, Putztücher, Metallsäge

Materialien:
2 x Rillenkugellager 609Z, oder vergleichbare Qualitätslager (SKF, FAG)* mit Dichtscheiben beiderseits
3 x Senkschraube M3,5 oder M4, Länge 7 mm (längere Schrauben anschließend kürzen)
3 x Wellscheibe oder Federring M3,5 oder M4
3 x Mutter M3,5 oder M4
Bremsenreiniger, etwas Mehrzweckfett, ggf. Lackstift

- Platine abbauen, M6-Mutter abschrauben, Einzelteile ab-/ entnehmen (Einbaulage merken!)
- Grundplatte und Lagerdeckel mit Bleistift markieren (wegen Einbaulage)
- Die Nieten an der Vorderseite mittig mit 2 mm Bohrer vorbohren
- Mit 4 mm Bohrer - behutsam ansetzen - die Nietköpfe von der Vorderseite aus anbohren / entfernen
- Die Nietreste an den Lagerdeckeln mit Durchtreiber o. ä. entfernen - Achtung! Die Zwischenscheibe kann herausfallen!
- Die Lager aus den Lagerdeckeln drücken - geht mit bloßen Fingern
- Eventuell vorhandene Verformungen an den Lagereckeln richten
- Bei Verwendung von M4-Schrauben; die Bohrungen der Lagerdeckel auf 4 mm aufbohren und entgraten
- Die Senkbohrungen der Grundplatte gemäß der Schraubenköpfe senken (Sonst steht die Platine über)
- Alle Teile gründlich reinigen
- Lagerdeckel innen dünn fetten und die neuen Lager reindrücken (nicht verkanten), Zwischenscheibe leicht fetten und einlegen
- Lagerdeckel mit Senkschrauben + Wellscheibe/Federring + Mutter gemäß markierter Einbaulage an der Grundplatte befestigen
- Bei Bedarf; überstehende Schrauben an der Mutter bündig absägen, Schraubenköpfe / Muttern mit Lackstift anpinseln
- Einzelteile montieren (Schaft der Kupplungswelle leicht fetten, Loch im Magnetring Richtung Nut für Mitnehmer), M6-Mutter sichern

Bitte Beachten:
Je nach Toleranzlage von Mitnehmer mit dem viereckigen Kunststoffzapfen, kann es sein, dass dieser womöglich die Muttern berührt.
Die überholte Geberplatte zunächst ins Zündungsgehäuse legen, mit den Fingern festhalten und die Kurbelwelle drehen.
Sollte der Zapfen die Muttern berühren, dann den Zapfen etwas kürzen.

*Zu den Kugellagern noch eine Anmerkung:
Bei den Herstellern SKF und FAG kann man davon ausgehen, dass die in diesem Anwendungsfall wieder für Jahrzehnte unauffällig funktionieren. Von Discount-Billiglagern würde ich abraten, schade um die Arbeit.

Gutes Gelingen und allzeit gute Fahrt! :)

LG

Re: EBZA - Geberplatte neu lagern

Verfasst: 09.06.2015 18:18
von Ratte121
Ja Peter,
und wie höre ich, als Akustisch total depperter, das die Lager ausgerechnet von der EBZA-Geberplatte hin sind??
:roll: :?:

Re: EBZA - Geberplatte neu lagern

Verfasst: 09.06.2015 19:48
von duesentrieb
Geräusche, die von demnächst sterbenden Lagern des Gebers herrühren, kommen zumeist schleichend.
Meist ist es dann so, dass ein kontinuierliches Schleifgeräusch aus der Zündungsdose zu vernehmen ist - dann wenn der Magnetring an der Platine / am Hallgeber streift. Da ist dann auch dunkler Abrieb im Zündungsgehäuse verteilt.
Einmal hatte ich vor längerer Zeit ein rappelndes Quietschgeräusch.
Im schlimmsten Fall hört man gar nix und der Motor geht spontan aus, weil die Lager gefressen haben und sich nix mehr dreht.
Um solch ein Szenario erst gar nicht erleben zu müssen, empfehle ich den Geber auszubauen und mit der Hand zu drehen.
Ist Spiel spürbar (axial wie radial), kippelt die Angelegenheit, fühlt es sich rau an, dann raus mit den alten Lagern.
Bei einem Reservegeber der womöglich Jahre irgendwo rumliegt um diesen bei akutem Bedarf einbauen zu können, raus mit den alten Lagern. Selbst wenn der sich noch gut anfühlt, altes Fett verharzt beobachtbar in Ruhe schneller als wenn es immer wieder durchgewalkt wird.

LG

Re: EBZA - Geberplatte neu lagern

Verfasst: 09.06.2015 21:32
von Felix
Hallo Peter,

das ist ein großartiger Beitrag zur Erhaltung unseres Kulturgutes! Vielen Dank dafür. Ich werde bei Gelegenheit mal 2 Geber so auffrischen - einer zum Fahren und einer für die Ersatzteilkiste im Kofferraum. :)

Gruß, Felix

Re: EBZA - Geberplatte neu lagern

Verfasst: 10.06.2015 07:54
von duesentrieb
Hallo Felix,

freut mich wenn es Dich freut! :)
Wegen 2 Geber auffrischen; ich denke einer reicht.
Wenn nix dazwischen kommt halten die Lager mindestens 200.000 km / 20 Jahre.
Wenn dann in 20 + Jahren die Lager hinüber sein sollten und Du dann den Ersatzgeber montieren solltest, die Lager mitsamt der Fettfüllung sind ja dann genau so alt.
Es sei denn, man hat mit dem zweiten Geber noch was ganz anderes vor ... ;)

LG

Re: EBZA - Geberplatte neu lagern

Verfasst: 10.06.2015 08:35
von Felix
Stimmt, da hast du recht. Wenn der ordentlich gemacht ist, reicht es eigentlich die Platine und die Mitnehmerscheibe als Ersatzteil mitzunehmen. :)

Gruß, Felix

Re: EBZA - Geberplatte neu lagern

Verfasst: 12.06.2015 08:02
von Hocki
Vielen Dank für die ausführlichen und sehr hilfreichen Ausführungen. :)
An diese "kleinigkeit" hab ich bisher noch nie gedacht, liegt wohl daran das ich mit dem Geber noch nie probleme hatte.
Aber bevor es Probleme gibt werd ich das wohl auch mal machen, mit dieser Anleitung kann ja nix schiefgehen.
Nochmals vielen Dank duesentrieb.

Mfg ausm LKW der diesmal bei Trier steht

René