Nordlicht hat geschrieben:
Wie erkenne ich denn als Laie, einen guten Motor, eine Kolben-Zylinder-Kombi ...
Komplett - gar nicht! Das kann nicht mal der Sechs-Millionen-Dollar-Mann.
Bei Zylindergarnituren kann man optisch ausmachen ob Kühlrippen verbogen sind (meist nur Schönheitsfehler), ob Dichtflächen brauchbar sind und ob sich jemand an den Überstöm- wie Auslasskanälen "verwirklicht" hat.
Ob die Gewinde für die Befestigung von den Köpfen wie Abgaskrümmer halten, zeigt sich erst wenn da ein Problem ans Licht kommt.
Leider sind etwaige Fehlbehandlungen durch vormalige Überhitzungen und/oder falsche Anzugsmomente optisch nicht erkennbar und können dem Instandsetzer nicht driekt angelastet werden.
Kolben: Ganz vereinzelt tauchen irgendwo noch IFA-Kolben auf. Diese als solche zu identifizieren ist für Laien schwierig. In der Regel sind es Nachproduktionen deren Qualität optisch nicht geprüft werden kann.
Ob Kolben-Zylinder seitens Einbauspiel richtig ist und man möchte es ganz genau wissen, wird Messwerkzeug benötigt (Innentaster, Bügelmeßschraube).
Bei Kurbelwellen, wie einer meiner Vorredner schon schrieb; gibt es da Dinge die einem die Wagenmände nach außen krempeln.
Zum einen kommt es auf die Qualität der Altteile an.
Die wird durchweg schlechter da meistens die Motoren "zu Ende" (bis er nicht mehr umgeht) gefahren werden, zu tode geschraubt und/oder in einer mehr oder weniger feuchten Ecke leise vor sich hin oxydieren.
Somit schwindet stetig die Anzahl der wirklich verwendungsfähigen Altteile auf ein mittlerweile besorgniserregendes Maß.
Zum anderen auf die Qualität von Mensch, Maschinen und notwendigen Teilen wie Lager, Rollen, Käfige, Pleuel, ..., und auch wie danach (Verpackung, Lagerung, ...) damit umgegangen wird bevor man das Teil einbaut.
Bei neuen Kurbelwellen - ich meine neu im Sinne von unbenutzt - ist es auch immer ungewisser ob in der Zeit der Ruhe alles immer schön trocken war und nicht im Verborgenen die eine und andere Kugel/Rolle/Lagerstelle Oxyd angesetzt hat und in wie weit sich das mindestens 25 Jahre alte Öl sich verharzend zersetzt hat. Auch sieht man es dem empfindlichen Teil nicht an wie oft es schon mehr oder weniger sanft umgelagert wurde.
Bei gebrauchten (ausgebauten) Kurbelwellen kann man nur mehr oder weniger subjektiv/haptisch/optisch prüfen. Angerissene Lagerkäfige, Macken in Kugeln/Rollen/Lagerflächen sind nicht prüfbar.
Eingebaute Kurbelwellen; wenn beim gleichmäßig-ruckfreien Durchdrehen ohne Kerzen Pling-Pling-Geräusche an verschiedenen Stellen im Bezug zur Kolbenstellung auftreten, dann kann man davon ausgehen, dass Kugeln mindestens eines Hauptlagers losgelöst vom Käfig umherpurzeln. Schwere Stellen, besonders bei OT, zeugen von Fremdkörpern zwischen Kolbenboden und Zylinderkopf.
Umkehrgeräusche bei OT und UT sind typisch, die Intensität ist wiederum subjektiv. Wenn man eine Messuhr ins Kerzenloch schraubt und die "Verweilzeit" des Zeigers bei OT beim laaaangsamen Durchdrehen recht lange ist, hat der Kurbeltrieb mehr Spiel als notwendig. Auch hier kann man keine verbindlichen Angaben machen.
Klackergeräusche im Leerlauf können von ausgeleierten Drehschiebern kommen und sind unbedenklich. Leider hören sich Pleuellager mit viel Spiel fast genau so an ...
Gebrauchte Motoren:
Ein Motor (unbekannter Laufleistung) der vor mehr als einem halben Jahr ohne besondere Konservierungsmaßnahmen ausgebaut wurde, kann schon massiv beleidigt sein. Vielleicht noch aus einem Fahrzeug welches voher x-Mal umgeparkt wurde und der Motor vor lauter Kondenswasser im Inneren geradezu trieft, so einer braucht nicht mehr eingebaut zu werden.
Der größte Fehler ist einen Motor vor dem Einlagern mit einem Hochdruckreiniger porentief rein abzuwaschen. Der ist dann nach längstens einer Woche fest.
Regenerierte Motoren (Rumpfmotor = Gehäuse mit Kurbelwelle, Schwungrad, Riemenscheibe, Zylinder, Z-Köpfen) die für 500 € angeboten werden, halte ich hinsichtlich Qualität für äußerst fragwürdig. Leute die derartiges anbieten vertrauen darauf, dass der Kunde dieses Zweit- oder Dritt-Auto nur für gelegentliche Ausflüge in der Ebene, unbeladen und ohne Wohnwagen o. ä. nutzt. Die Zeit der kilometerfressenden "Alltagsschlampen", bei denen schlechte Materialien wie anderweitiger Murks schnell ans Licht kommt, ist mit wenigen Ausnahmen vorbei.
Eine gute regenerierte Kurbelwelle kostet derzeit ~ 400 €, ein Satz Zylinder mit Kolben in guter Qualität 250 - 300 €. Wenn die Drehschieberflächen, wie die Kuppungsaufnahme am Schwungrad nachgearbeitet werden soll, kostet das auch - ebenso ein neuer Zahnkranz wie eine neue (heute schwierig beschaffbare) Riemenscheibe.
Nebenbei möchte ich erwähnen, dass keiner der bekannten Online-Händler regenerierte Motoren anbieten, denen ich vertrauen würde.
Um nochmal auf die oben gestellte Frage zurück zu kommen: Am Preis!
Der Ingolf Schulze hat Motoren von einem Betrieb der zu DDR-Zeiten im Auftrag von Sachsenring Motoren regeneriert hat und nach diesen Maßstäben auch heute noch regeneriert. Er holt diese persönlich mit seinem eigenen Fahrzeug ab um Unwägbarkeiten durch unsachgemäßem Versand auszuschließen. 1A-Ware kostet nach meinem Kentnisstand 1000 €.
Ich sehe jetzt einige dasitzen die ihre Backen aufblasen, aber es hilft nix.
Mit einem "500-€-Motor" 60.000 km (= Grenznutzungsdauer Kolben/Zylinder) weit zu kommen ist wie Russisches Roulett mit 5 Kugeln in einer 6er Trommel.
Nordlicht hat geschrieben: ... oder Getriebe etc.
Ja, da ist es ähnlich. Ohne es einzubauen ist rumgewackle oftmals höchst subjektiv.
Gegernerierte Getriebe:
Was hierbei regeneriert wird hängt ebenfalls von der gebraucht-Ausgangsbasis ab.
Neu gemacht sollte sein; sämtliche Lager, Wellendichtringe, Achswellenräder (die Teile wo die Antriebswellen reinkommen), Tachoantrieb, Freilauf.
Getriebewellen, Zahnräder, Synchronisierung, Schaltgabeln, und was da sonst noch so kreucht und fleucht ist i. d. R. alt und benutzt - sehr benutzt wie ich an bislang 3 regenerierten Getrieben feststellen durfte.
An alle Getriebe-Neuteile heranzukommen ist mittlerweile nahezu aussichtslos.
Aber zum Glück sind gut gewartete Getriebe sehr unauffällig und Schäden recht selten.
LG