DDR Besuch 1975 Teil 2

Nachdem die Osterferien unserer Kinder zu Ende gingen, mussten wir mit Bedauern wieder nach Bayern zurückfahren. Meiner Familie hatte es abgesehen von einigen Einschränkungen in der DDR gut gefallen. Auf der Rückfahrt wurden die schönen Eindrücke aber schnell durch unangenehme Erlebnisse zunichte gemacht. Zum Abschied hatten uns meine Pflegeeltern ein paar Sachen (1 Cognacschwenker, 1 Aluminiumbecher und 2 Paar Kindersandalen) als Andenken mitgegeben, welche uns an der Grenze Schwierigkeiten bereiteten.

Da ich noch viel Ostgeld hatte, wollten wir uns in Dresden noch etwas kaufen, nachdem aber alles den Ausfuhrbeschränkungen unterlag, blieben also nur Bücher übrig. Wir waren nach dem Frühstück in Kamenz gestartet und kamen wegen großen Umleitungen (Straßenbau) zur Mittagszeit in Dresden an. Als ich die Dresdner Zentralbuchhandlung sah, parkte ich auf einem großen Parkplatz nebenan.

In der Buchhandlung kaufte ich 2 Bücher der Fachrichtung Kunststoffe (Epoxid / Phenolharze) welche ich meiner Arbeitsstelle (Kunststoff-Technikum) zur Verfügung stellte. Nachdem wir uns umgesehen hatten und nichts mehr interessantes vorfanden, verließen wir das Gebäude und gingen zum Parkplatz zurück.

Inzwischen hatte die Mittagssonne die Temperatur auf 34°C aufgeheizt. Ich wollte so schnell wie möglich zur Autobahn in Richtung Grenze, dabei bekam ich ein Problem. Hatte ich noch die Dresdner Trümmerlandschaft der Fünfziger Jahre in Erinnerung, so kam mir nun plötzlich alles fremd vor. Man hatte die riesigen Steinwüsten beseitigt und große neue Straßen angelegt. Nachdem keine Autobahn Hinweisschilder zu sehen waren, hielt ich kurzerhand auf der Straßenkreuzung und fragte den Polizisten welcher den Verkehr regelte. Er war sehr freundlich und erklärte mir auf sächsisch den Weg. Als ich mich bedankte, fragte er ob ich ihn auch verstanden habe. Da ich mit ja antwortete, meinte er mit dem Auge zwinkernd, wir sind ja schließlich Deutsche. Er war an dem Tag der letzte freundliche Beamte, wir lernten bis zur Grenze noch andere Typen kennen.

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Foto aus 'Straßen der DDR' von Michael Krone, Verlag SCHNEIDER TEXT

Durch die exakte Wegbeschreibung des Verkehrspolizisten kam ich schnell auf die Autobahn. Nachdem uns die Hitze im Auto schwer zu schaffen machte, fuhr ich zur kurzen Abkühlung den Parkplatz bei Chemnitz (ehemals Karl-Marx-Stadt) an. Da die befestigte Parkfläche total in Sonne lag, stellte ich wie die anderen Verkehrsteilnehmer mein Auto in der im Schatten liegenden Grünfläche ab. Es dauerte nicht lange da tauchte die Autobahnpolizei mit 5 Autos auf. Im Nu hatten sich die 20 Beamten auf die in der Grünfläche stehenden Fahrzeuge verteilt. Wenn ich annahm, sie hätten Verständnis für die außergewöhnliche Situation, so irrte ich mich gründlich, der raue brüllende Ton alle Autos sofort aus der Grünfläche rausfahren, ließ sämtliche Parkplatzaufsuchende zutiefst erschrecken.

Ein Drei-Sterne-Beamter kam auf mich zu und grüßte mich mit militärischer Haltung. Kaum war dies geschehen, forderte er mit barscher Stimme unsere Papiere. Nachdem er sie gründlich durchgesehen hatte, begann das Drama. Als erstes schrie er mich an, wie kommen sie dazu hier zu parken, ich antwortete, es ist doch ein öffentlicher Parkplatz für Verkehrsteilnehmer. Darauf belehrte er mich, dass ich mich bereits im Grenzzollbereiche befinde, welcher für Bundesbürger nicht mehr zulässig ist. Dann kam der Brüller, was fällt ihnen eigentlich ein die Grünflächen zu befahren, machen sie das auch im Westen. Meinen Einwand, dass ich es wegen dem Schatten tat, ließ er nicht gelten. Aus den Augenwinkeln beobachte ich, dass es auch den anderen Autobesitzern so erging.

Ein Trabi der wegen der zweiten Reifenpanne, keinen Ersatzreifen mehr hatte, wurde einfach heraus getragen. Als in meinem Autoradio vom Sender RIAS schöne Musik zu hören war, schnautzte er mich an, wollen sie unsere Republik mit Westfunk versorgen. Ich antwortete, Musik ist doch international. Seine Antwort, schalten sie sofort das Radio aus oder ich lasse es ausbauen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er bestimmt einen Weg findet um mir eine Strafgebühr zu verordnen. Ich war erstaunt, dass es ohne ging. Schließlich sagte er, steigen sie ein und fahren sie ohne anzuhalten bis zur Grenze durch. Auf meine Frage, was ist wenn meinen Kinder wegen der Hitze unterwegs schlecht wird, seine Antwort, selbst wenn ihnen die Kinder die Karre vollkotzen sie halten nicht mehr. Damit begann ein nachfolgendes Malheur.