Erste Bekannschaft mit Trabi

Als Anfang 1958 im Roburwerk der Trabi (P 50) vorgestellt wurde, herrschte sehr große Aufregung. Die ganze Belegschaft des Werkes war angetreten, um das kleine Wunder in Augenschein zu nehmen. Die Neugier war unbeschreiblich, mit Klopfen am Fahrzeug testete man die Eigenschaft des Werkstoffes Kunststoff. Einige Schlaumeier schaukelten das Auto, wollten damit die Eigenschaft der Standfestigkeit und Kurvenlage feststellen, was man heute den kleinen Elchtest nennen würde.

Um die Belastbarkeit zu kontrollieren, stiegen 5 Kollegen auf das Dach. Die Probefahrt war zum Ärger der Belegschaft nur für die Führungsschicht vorgesehen und wahrgenommen. Nach der Vorführung wurde heftig diskutiert, dabei gab es verschiedene Meinungen, der Großteil der Werksangehörigen war zunächst sehr zufrieden. Als aber die Preisfrage und die Lieferzeit angesprochen wurde, bekamen die Gegner die Oberhand.

Meine erste Fahrstunde zum Führerschein fand in einem Trabant P 50 statt. Als ich darin mit 80 Sachen in eine langgezogene Linkskurve bretterte, kam vom Fahrlehrer die Maßregelung, wir sind in der Fahrschule und nicht auf der Rennstrecke. Die Beherrschung langsam fahren zu müssen fiel mir sehr schwer, hatte ich doch zum ersten Mal ein Auto unter dem Hintern. Leider durfte ich keine weitere Fahrstunde mit dem Trabi machen, der Fahrlehrer wollte anscheinend meine Begeisterung für das Fahrzeug dämpfen, vielleicht hatte er auch Angst. Seine Angst war insofern berechtigt, dass er als junger Ausbilder ohne jegliche Routine für seinen erkrankten Kollegen eingesprungen war.

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Foto aus 'Straßen der DDR' von Michael Krone, Verlag SCHNEIDER TEXT

Außerdem mußten wir wegen eines Motorschadens des Fahrschul-Trabis auf einen Ersatz-Trabi zurückgreifen, welcher ohne Fahrschulumbau war. Somit hatte der Fahrlehrer keine Möglichkeit eventuelle Unzulänglichkeiten zu korrigieren. Ihm blieb daher nur die Chance im Notfall die Handbremse zu betätigen. Als er anscheinend mit seinen Nerven am Ende war, brach er kurzerhand die Fahrstunde nach der halben Zeit ab und wir fuhren zurück. Beim Aussteigen bemerkte ich sein blasses und verschwitztes Gesicht. Beim Abschied hatte er es sehr eilig, wahrscheinlich hatte er ein Rendezvous mit der Toilette. Ich war etwas enttäuscht, zumal mir das Trabi fahren sehr gut gefiel. Jedenfalls mußte ich die nächste Fahrstunde gleich mit einem alten Opel Blitz LKW aus den Wehrmachtsbeständen antreten.

So gut mir der putzige Trabi auch gefiel, kam ein Kauf damals für mich nicht in Frage. Dafür gab es mehrere Gründe. Zum Einen die lange Wartezeit von 16 Jahren, zum Anderen der Preis von 8.000 Mark, welcher schließlich kein Pappenstiel war, außerdem trug ich mich bereits mit dem Gedanken die DDR einmal zu verlassen. Meine Liebe und Leidenschaft zum Trabi wurde erst wieder 2007 durch meine Partnerin geweckt. Ihre Begeisterung ging soweit dass wir ein schönes Cabrio und eine ebenso schöne Limousine kauften.