Freunde und Kollegen

Bei der Wahl von Freunden, war höchste Vorsicht geboten. Zum Glück konnte ich auf die guten Freunde Werner, Klaus und Frank aus meinen Kinderjahren 1945-47 zurückgreifen. Wenn wir auch mit viel Jugendlichen Kontakt hatten, in unseren kleinen Kreis nahmen wir keinen auf. Wir waren eine verschworene Gemeinschaft, konnten uns auf Biegen und Brechen aufeinander verlassen. In unseren jugendlichen Leichtsinn hatten wir öfters bei nächtlichen Unternehmungen Kontakt mit der sogenannten grünen Minna (Polizei). Bei Vernehmungen verhielten wir uns wie die drei Affen, nichts hören, nichts sehen und nichts reden. Wenn man von uns nichts heraus bekam, wurden wir dann aus Verärgerung am nächsten Sonntag zum Waschen der Polizeiautos verdonnert.

Im Tanzkurs lernte ich außer hübschen Mädchen auch einen Tanzschüler Gerd kennen. Mit ihm verband mich bis zu seiner Einrückung zur Marine eine tiefe Freundschaft. Da auch er mit dem System der DDR nicht einverstanden war, sprachen wir des Öfteren über die Möglichkeit einer illegalen Republikflucht. Als er einmal auf Diensturlaub in Kamenz weilte, kamen wir kurz auf das Thema zu sprechen, ich merkte sofort, dass er anscheinend eine Gehirnwäsche erhalten haben musste. Das kleine Gespräch sollte für mich dennoch ein böses Nachspiel haben. Er hatte mich denunziert, werde in Intrigen und Verhöre näher darauf eingehen.

Da die DDR Mädchen auf Männer in Uniform standen, hatte ich bei Mädchen mit meiner sehr schicken Eisenbahneruniform große Chancen. Als ich die attraktive Tochter einer Kollegin kennenlernte, bekam ich vor Neid viele Probleme, mit Verleumdungen versuchte man mich kirre zu machen. Nur die Rechnung ging bei ihnen nicht auf, ein Bayer lässt sich nicht so schnell aufs Kreuz legen.

Nachdem Kollegen Neulinge in Abteilungen stets argwöhnisch aufgenommen und beobachtet wurden, offenbarte ich mich immer, indem ich ihnen sagte, dass ich kein Kollegenschwein bin. Sie brauchen daher von mir nichts befürchten, werde niemals einen Kollegen denunzieren.

Nachdem ich das Roburwerk verlassen hatte, arbeitete ich ohne jegliche Weisung kurz als Hilfsschlosser im Schamottewerk. Auf der Suche nach einer Kraftfahrerstelle, vermittelte mich die Arbeitsvermittlungsstelle zum Großhandelskontor. Dort erlebte ich schon in der ersten Woche ein Fiasko und flog raus. Sollte mit einem Vertreter Zigaretten im Umland ausfahren. Als ich den griesgrämigen Vertreter sah, wußte ich auf Anhieb, dass es jetzt dreizehn schlägt.

Kaum waren wir mit einem Framo Lieferwagen losgefahren, versuchte er mich über meine politsche Gesinnung auszuhorchen, als dies nicht fruchtete, spielte er den Beleidigten. Am nächsten Tag sollte ich mit ihm eine Tour in Richtung Bautzen auskundschaften, dazu fuhren wir in einem alten Opel Olympia. Immer noch beleidigt, düste er nur so vor sich hin, plötzlich sagte er da vorne rechts abbiegen. Die Distanz betrug nur ca. 20m da ich mit 100 Sachen unterwegs war, konnte ich nur noch bremsen, zum runterschalten blieb mir keine Zeit mehr. Nach dem Abbiegen landeten wir links in der Wiese. Mein Beifahrer stieg aus und übergab sich, sagte aber hinterher kein Wort des Vorwurfs.

Nur zu Hause sagte er im Büro, er will in Zukunft einen anderen Fahrer, er sei schließlich nicht lebensmüde. Man wolle mir noch eine Chance geben, ließ der Einsatzleiter verlauten. Mit einem Opel P4 sollte ich am nächsten Tag zwei hohe Herren 30 KM nach Bischofswerda zu einer wichtigen Konferenz fahren. Nachdem die zwei versnobten Männer das Auto ohne jeglichen Komfort sahen, ließen sie sofort ihr Unbehagen an mir aus. Als auf halber Strecke die Zylinderkopfdichtung den Geist aufgab, war der Teufel los. Obwohl ich ihnen eine Weiterfahrt organisierte, warfen sie mir Sabotage vor. Das wars dann beim Großhandelskontor.

Als ich bei der Reichsbahn meinen Dienst als Kraftfahrer antrat, wurde ich der Abteilung MTA (Mechanisch Technisch Abteilung) angegliedert. Dies geschah aus verrechnungstechnischen Gründen. Nachdem die Kollegen meine offene Art schätzten, war ich gleich einer von ihnen. Sie warnten mich auch gleich vor dem sehr strebsamen Meister, er sei eine linke Bazille. Was ich alsbald feststellen konnte und zu spüren bekam. Dies kommt ebenfalls in Intrigen und Verhöre zur Sprache.