Kultur

Die Kultur in der DDR war sehr hoch angesetzt, man gab sich größte Mühe die Bevölkerung in das Sozialistische System einzubinden. Bei Theateraufführungen wurde stets darauf geachtet, dass sie den Nimbus der DDR wiederspiegelten, was zuweilen sehr langweilig war. Die Filmvorführungen in den Kinos waren geprägt, das Ansehen der DDR Filmschauspieler im Vergleich mit westlichen Schauspielern hervorzuheben, welches aber nicht immer gelang. Wenn zum Beispiel Filme mit Vico Torriani (Gitarren der Liebe), Gerhard Phillipe (Fanfan der Husar), Robert Pattison (Bel Ami) liefen, standen die Leute Schlange um eine Eintrittskarte zu erhalten. In das Dilemma kamen meine Freund und ich nicht, wir hatten Abonnements.

Diese Filme waren von der Parteiführung nicht gerne gesehen, wurden daher nur sehr begrenzt angeboten. Um die Geselligkeit zu fürdern, setzte man auf Tanzveranstaltungen, welche sehr häufig in Städten und Dörfern stattfanden. Probleme gab es immer, wenn die Musiker mehr als 40% Westschlager spielten. Nachdem sich in Pulsnitz die Band einmal nicht daran hielt, kam es zum Tumult.

In Ekstase geraten, spielten die Musiker unaufhörlich die in Mode gekommenen Schlager von Bill Haley and the Comets mit "Rock around the Clock" oder "Shake, Rattle and Roll". Plötzlich wurde die Darbietung unterbrochen und die Band zu einer Strafzahlung aufgefordert. Da die Musiker dazu nicht bereit waren, wurden kurzerhand ihre Instrumente beschlagnahmt. Als sie dagegen protestierten, wollte man sie verhaften und abführen. Nachdem auch der Tanzsaal geräumt wurde, war sozusagen Feuer unter dem Dach!

Vor dem Lokal kam es zu einem großen Aufruhr, was beinahe in einer Schlägerei geendet wäre. Da man die 5 Musiker in die bereit stehenden Polizeiauto gedrängt hatte, hinderten wir die Fahrzeuge am Wegfahren. Die eingeschüchterten Polizeibeamten forderten Verstärkung an. Plötzlich waren wir von einer Hundertschaft Einsatzkräfte umzingelt und wurden auf 6 Polizei-LKW verladen. Die nächtliche Fahrt ging 30 KM nach Dresden, wo wir in einem großen Gymnastikraum der Polizei den Rest der Nacht verbringen mussten. Am frühen Vormittag verhörte man uns, nach Belehrung und Zahlung einer Ordnungsgebühr, durften wir das Gebäude verlassen und mit dem Zug nach Hause fahren.

Was die Mode betrifft, waren die Damen immer auf dem Laufenden. Sie besorgten sich schöne Stoffe und schneiderten herrliche Kleider und Kostüme. Die Mädchen trugen in ihrer Freizeit aufregende Petticoats. Für die Männerwelt war es undenkbar am Wochenende ohne Kulturstrick unterwegs zu sein.

Am meisten förderte man den Sport, mich wollte man mit turnen begeistern. Da mir am Reck, sowie am Barren die Technik fehlte und ich die Übungen nur mit viel Kraft schaffte, verlor ich daran die Lust. Ich ging zum Schwimmsport über, wo ich mich wohler fühlte und als Rettungsschwimmer große Leistungen vollbrachte.