Propaganda

Bei der Propaganda neigte man in der DDR hoffnungslos zur Übertreibung. Die Städte und Dörfer waren übersät mit den roten Tüchern auf denen in weißen Buchstaben utopische Parolen standen. Auch an Betrieben und quer über die Strassen hingen die scheußlichen Fetzen. Oft verschandelte man damit historische Sehenswürdigkeiten.

Während an den staatlichen- und öffentlichen Gebäuden Transparente mit Texten wie "Alles für den Sozialismus" oder "Wir sichern den Frieden" usw. hingen. Prangten an den Toren von Betrieben und Werken die nicht erfüllbaren Sprüche "Das Werk übererfüllt das Plansoll" oder "Das Kombinat schafft für den Sozialismus". Die Genossen bzw. Partei war in der Anwendung und Demonstration ihrer Propaganda sehr erfinderisch.

Wenn in den ersten Jahren diese Parolen noch gelesen wurden, schenkte man ihnen in Laufe der Zeit keine Beachtung mehr. Die Bevölkerung stumpfte über die penetranten Slogans ab.

Bei öffentlichen und betrieblichen Versammlungen und Kundgebungen, pries man stets den Fortschritt des Sozialismus. Auch das Wort Frieden kam oft vor, welches ständig von ihnen zur Irreführung der DDR Bürger missbraucht wurde und bei manchen tiefe Stirnfalten erzeugte. Bei öffentlichen Kundgebungen kam es vor, dass anstatt Beifall öfters nur eine verhaltene Reaktion erkennbar war. Ab und zu konnte man auch unzufriedenes Gemurmel hören.

Wenn in den Betrieben Versammlungen abgehalten wurden, waren es die SED Linientreuen und verkappten Kommunisten die sich in Ekstase klatschten. Die Andersdenkenden waren mit ihrem Applaus meistens sehr sparsam.

Um die Widerspenstigen auf Kurs zu trimmen, schickte man sie zu Schulungen und Parteilehrgängen, was aber bei einigen zwecklos war. Die Realität sah eben anders aus. Da halfen auch die verbalen Lügen nicht, welche Karl-Eduard von Schnitzler im Rundfunk verbreitete.

Am Schlimmsten waren Veranstaltungen wo die DDR Hymne "Auferstanden aus Ruinen" gesungen wurde. Ich hatte dabei immer einen Kloß im Hals, da ich die andere Version des Deutschlandliedes kannte.